Emotionale Intuition trifft auf rationale Logik. Das gilt für Carolin Danners aktuelles Album KONTRASTPROGRAMM gleich auf mehreren Ebenen. Chronologisch liegen zwischen den hier vereinten Werken der Klavierliteratur fast zwei Jahrhunderte. Dennoch haben sie vieles gemeinsam: Sowohl die Klaviermusik von Wolfgang Amadeus Mozart als auch die ausgewählten Werke aus der Mitte des 20. Jahrhunderts sind gleichzeitig von bestechend klarer Struktur und doch ergreifend lebendig.
Während Mozart intuitiv schrieb und ihm die Ideen wie von selbst aus der Feder flossen, gingen Ligeti und Kurtàg ganz anders ans Komponieren: sehr überlegt und bisweilen mit fast mathematischer Denkweise. Emotion und Rationalität ergänzen sich auch in der Persönlichkeit der Pianistin Carolin Danner. Schon als Kind fasziniert von Logik und Naturwissenschaft absolvierte sie zunächst ein Studium zur Diplom-Physikerin, bevor sie sich dem Klavierstudium widmete.
Neben Programmauswahl und Interpretation findet sich in einigen Details des Albums ganz Persönliches. Beispielsweise verzichtet Danner in Mozarts Fantasie in d-moll auf den üblichen Schluss in D-Dur, der von einem Zeitgenossen Mozarts ergänzt wurde. Stattdessen vervollständigt Sie die Fantasie mit einem eigenen Nachtrag und verleiht dem Werk so einen ganz neuen Spannungsbogen. Auch Mozarts berühmte A-Dur-Sonate trägt ungewohnte Züge: Danners Interpretation stützt sich unter anderem auf einen erst 2014 in Budapest entdeckten Teil des Autographen. Mozarts Rondo in Dur setzt die Pianistin schließlich Messiaens Rondeau entgegen und interpretiert damit zwei Werke mit starken Gegensätzen und großen Gemeinsamkeiten.
György Kurtàgs Klavierstücke op. 3 kontrastieren eindringlich auf engstem Raum. Ein Kontrastprogramm par excellence ist Ligetis Musica Ricercata, eines der bedeutendsten Klavierwerke des 20. Jahrhunderts. Emotional bildet das Stück die traumatischen Erlebnisse eines Komponisten ab, der den Zweiten Weltkrieg und seine Folgen hautnah erlebte. Das äußert sich in packender Dramatik und starken Gefühlen, die jedoch durch ein stringentes Kompositionskonzept zusammengehalten werden: dem schrittweisen Aufbau des gesamten 12-Ton-Raums – beginnend mit nur einem Ton im ersten Stück bis zur finalen zwölftönigen Fuge. Auch Ligeti vereinte Gegensätze in seiner Person, denn er strebte zunächst eine Karriere als Naturwissenschaftler an, wurde dann aber als Jude nicht zu Studium zugelassen.
Carolin Danners CD KONTRASTPROGRAMM brilliert mit einer ausdrucksstarken Synthese persönlicher und musikalischer Gegensätze. Mozarts Kompositionen und die Musik der Moderne erfrischen sich in einem inspirierenden Wechselspiel.
Presse
„Klug und kalkuliert ist auch ihr Spiel mit einem guten Sinn für Klang und Stilistik. (…) Carolin Danner sucht in dieser Musik nach Kontrasten. Ihr Spiel ist filigran und mitunter grob, ausgeglichen und temperamentvoll zugleich. Vor allem ist es eigensinnig. (…) Gegensätze ziehen sich an – zumindest auf dieser CD. Die Musik Mozarts so mit dem 20. Jahrhundert zu verflechten ist mutig. Doch im anderen Kontext nehmen Dinge oft eine andere Erscheinung an. Der Horizont weitet sich. Schon allein deswegen ist die CD von Carolin Danner ein echtes Erlebnis.“
Hessischer Rundfunk hr2 kultur CD-Tipp 08/17 – Elisabeth Hahn
„Danners relativ leichtgewichtiges Spiel nimmt für sich ein durch helle Klanglichkeit und ausgeprägten musikalischen Feinsinn des Vortrags. Auch hat sie das offenbar gekürzt auf uns gekommene Allegro der d-moll-Fantasie geschickt ergänzt, den Satz am Ende durch Rückgriff auf den Anfang sogar formal überzeugend abgerundet. Und schließlich: Die kontrastierenden Einschübe bringen eine wertvolle Ergänzung des chronisch schwachen Angebots mit Aufnahmen dieser unverändert modernen, meist aphoristisch kurzen Stücke.“
Fonoforum 08/17 – Ingo Harden
„Ebenso wichtig wie die Kontraste sind die vielen Gemeinsamkeiten, die man trotz großer Gegensätze entdecken kann. Mit ihrem erfrischend klar konturiertem und zugleich ausdrucksstarken Spiel macht es Carolin Danner einem leicht, immer wieder auf’s Neue fündig zu werden.“
Piano News 09/17 – Robert Nemecek
„Während die beiden Rondos in ihrer Frische und Fröhlichkeit über eineinhalb Jahrhunderte hinweg miteinander korrespondieren, setzt Danner in Mozarts Fantasie d-Moll auf gedankliche Vertiefung und beendet das Fragment mit einem eigenen, organisch ausgeführten Schluss. In den acht Stücken von Kurtág und dem Klavierzyklus Ligetis arbeitet sie die motorischen Strukturen und klanglichen Differenzen klar heraus, und in Mozarts A-Dur-Sonate besticht die Leichtigkeit der Phrasierung.“
Ludwigsburger Kreiszeitung 06/17 – Dietholf Zerweck
„Klang gewordener Freiheitsdrang, mit Wucht des Ausdrucks und kapriziöser Konstruktionslust. Außerordentlich!“
Süddeutsche Zeitung, Feuilleton 05/17 – Wolfgang Schreiber